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Nachhaltigkeit im Unternehmen: Von Der Vision zur Umsetzung

Nachhaltigkeit im Unternehmen: Von der Vision zur Umsetzung

Nachhaltigkeit ist längst nicht mehr nur eine Idee für umweltbewusste Unternehmen – sie ist eine Notwendigkeit. Der Weg von der Vision bis zur tatsächlichen Umsetzung erfordert jedoch klare Strategien und das Engagement der gesamten Organisation. In diesem Blogbeitrag beleuchte ich Schritte und bewährte Praktiken, wie der Nachhaltigkeitsaspekt erfolgreich in einem Unternehmen implementiert werden kann.

1. Entwicklung einer klaren Vision:

Die Reise zur Nachhaltigkeit beginnt mit einer klaren Vision. Definieren Sie, welche Werte und Prinzipien Ihr Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit verfolgen möchte. Diese Vision sollte nicht nur auf Umweltthemen abzielen, sondern auch soziale und ökonomische Aspekte berücksichtigen.

2. Integration in die Unternehmensstrategie:

Nachhaltigkeit sollte nicht als isoliertes Projekt betrachtet werden, sondern fest in die Unternehmensstrategie eingebettet sein. Dies beinhaltet das Setzen von klaren Zielen, die die Umweltbilanz, soziale Verantwortung und wirtschaftliche Leistung berücksichtigen. Die zunehmende Bedeutung des Nachhaltigkeitsaspekts für Unternehmen hat beispielsweise eine Studie von Nielsen aus dem Jahr 2023 gezeigt. 

3. Einbindung der Mitarbeiter:

Die Implementierung von Nachhaltigkeit erfordert die aktive Beteiligung aller Mitarbeitenden. Sich nur auf der Chefetage mit diesem Thema auseinanderzusetzen und Konzepte zu erarbeiten, ist nicht genug. Es muss das Unternehmen durchdringen, wie die Blutbahnen den menschlichen Organismus. Schaffen Sie durch Schulungen und Workshops ein Bewusstsein für das Thema. Informieren Sie die Belegschaft über die Bedeutung und Umsetzung von Nachhaltigkeitspraktiken. Ermutigen Sie die Mitarbeitenden zur Mitgestaltung und Einreichung von Ideen (siehe hierzu meinen Blogbeitrag).

4. Audit der Geschäftspraktiken:

Führen Sie eine gründliche Überprüfung Ihrer aktuellen Geschäftspraktiken durch. Analysieren Sie ergebnisoffen den Ist-Zustand in jeder einzelnen Abteilung Ihres Unternehmens. Identifizieren Sie Bereiche, in denen nachhaltige Verbesserungen möglich sind, sei es in der Lieferkette, bei der Energieeffizienz oder im Produktdesign. Ein umfassendes Audit legt den Grundstein für gezielte Maßnahmen. Wie ein solches Audit mit Fokus auf die Nachhaltigkeit der Geschäftspraktiken gestaltet werden und ablaufen könnte, lässt sich in 12 Punkten zusammenfassen:

1.     Zielsetzung des Audits

Klare Festlegung von Zielen und Auditumfang. Einfach formuliert könnte man sagen, dass das vorrangige Ziel darin besteht, dem Unternehmen mehr Authentizität beim Thema Nachhaltigkeit zu verschaffen. Ein Nachhaltigkeits-Audit trägt zur Erreichung dieses Zieles bei, weil es den augenblicklichen Ist-Zustand hinsichtlich der Geschäftspraktiken im Bereich der Nachhaltigkeit bewertet und bisher nicht genutzte Potenziale identifiziert.

 

2.     Kriterien und Standards

Identifikation relevanter nationaler/internationaler Nachhaltigkeitsstandards. Zu den wichtigsten Standards zählen vor allem:

 

a.   Internationale Standards

 

-       ISO 14001 (Umweltmanagement): Internationale Norm für Umweltmanagementsysteme. Sie unterstützt Unternehmen dabei, die eigenen Umweltauswirkungen zu reduzieren und ihre Umweltleistung zu verbessern.

 

-       ISO 26000 (Gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen): Leitlinien für soziale Verantwortung. Unterstützen Unternehmen bei der Integration von sozialen und ökonomischen Aspekten sowie Umweltaspekten in ihre Geschäftspraktiken.

 

-       Global Reporting Initiative (GRI): GRI-Richtlinien als Rahmen für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten. Sie helfen Unternehmen, ihre wirtschaftlichen und sozialen Wirkungen sowie ihre Umweltauswirkungen transparenter zu kommunizieren.

 

-       UN Global Compact: Initiative der Vereinten Nationen zur Ermutigung von Unternehmen, zehn Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung zu fördern und umzusetzen.

 

-       Carbon Disclosure Project (CDP): Ein internationales System, das Unternehmen dazu auffordert, ihre Treibhausgasemissionen offenzulegen und Maßnahmen zur Reduzierung zu ergreifen.

 

b.   Europäische Standards

 

-       EMAS (Eco-Management and Audit Scheme): Ein EU-Regelwerk, das Unternehmen und Organisationen bei der freiwilligen Teilnahme an Umweltmanagementsystemen unterstützt und die Veröffentlichung von Umwelterklärungen fördert.

 

-       EU Ecolabel: Ein Umweltzeichen der Europäischen Union, das an Produkte und Dienstleistungen vergeben wird, die bestimmte Umweltkriterien erfüllen.

 

c.   Nationale Standards

 

-       Deutschland: DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex): Standard für die Berichterstattung von Unternehmen über ihre Nachhaltigkeitspraktiken in Deutschland.

 

-       USA: SASB (Sustainability Accounting Standards Board): Entwickelt branchenspezifische Standards für die Berichterstattung von Unternehmen über finanzielle und nicht-finanzielle Leistung im Bereich Nachhaltigkeit.

 

-       China: China Green Building Label: Label für grüne Gebäude, das in China zur Zertifizierung von Gebäuden mit umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Merkmalen verwendet wird.

 

Die hier genannten Standards können je nach Branche, Region und Unternehmensgröße variieren. Deshalb sollten Unternehmen vor allem solche Standards wählen, die mit ihren Zielen und Kontexten kompatibel sind.

 

3.     Audit-Team

Bildung eines multidisziplinären Teams, in dem Experten mit Fachkenntnissen in den Bereichen Nachhaltigkeit & Umwelt, Soziales und Wirtschaft vertreten sind. Auch die Einladung einer Fachkraft auf dem Gebiet der Datenanalyse sowie eines Spezialisten für Stakeholder-Engagement kann sinnvoll sein.

 

4.     Dokumentenanalyse

Prüfung interner Richtlinien, Berichte und Kennzahlen mit dem Ziel, diese auf mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen zu überarbeiten und zu optimieren.

 

5.     Stakeholder-Engagement

Konsultation von Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten hinsichtlich deren Feedback Meinungen und Erwartungen.

 

6.     Umweltprüfung

Die Analyse von Wasser- und Energieverbrauch, Logistik-Effizienz, Ressourcennutzung sowie die daraus entstehenden Umweltauswirkungen kann Schwächen identifizieren und Verbesserungsmöglichkeiten in diesen Bereichen aufzeigen.

 

7.     Soziale Verantwortung

Bewertung von Arbeitspraktiken, Bedingungen und sozialen Auswirkungen. Hier geht es um die Analyse und Bewertung von augenblicklichen Arbeitspraktiken, den Ist-Zustand beim Thema Vielfalt & Inklusion, die Situation bei der Mitarbeiterentwicklung, die Qualität der Arbeitssicherheit sowie die Standards hinsichtlich der Menschenrechte in den Lieferketten. Auch das Engagement in den Bereichen Fairer Handel, Gemeinschaftsengagement (bezieht sich auf die Gemeinden, in denen ein Unternehmen aktiv ist) sowie Armutsbekämpfung gehört zur sozialen Verantwortung. 

 

8.     Wirtschaftliche Nachhaltigkeit

Prüfung der Finanzberichte und ökonomischen Praktiken. Immer mehr Unternehmen integrieren mittlerweile separate Nachhaltigkeitsberichte oder eigene Abschnitte in ihren Finanz- und Jahresberichten. Hier finden sich detaillierte Informationen zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten (ESG) sowie zu den Nachhaltigkeitszielen des Unternehmens.

 

9.     Risikobewertung

Identifikation möglicher Risiken im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit, beispielsweise in Form steigender Kosten für Investitionen in den Bereichen Infrastruktur, Logistik oder Entwicklung.

 

10.  Benchmarking

Vergleich mit branchenüblichen Best Practices. Ziel ist es, aus den Erfahrungen anderer zu lernen und so die eigene Leistung und Effizienz zu verbessern. Grundsätzlich kann man unterscheiden:

 

-       Internes Benchmarking (Vergleich einzelner Abteilungen mit dem Ziel, bewährte Verfahren im eigenen Unternehmen zu identifizieren)

 

-       Externes Benchmarking (Vergleich des eigenen Unternehmens mit Unternehmen aus der gleichen beziehungsweise aus verwandten Branchen mit dem Ziel der Identifikation branchenweiter Best Practices)

 

-       Wettbewerbs-Benchmarking (bezieht sich auf die direkten Wettbewerber derselben Branche, deren Kundenkreis weitgehend mit dem des eigenen Unternehmens identisch ist. Es erfolgt ein direkter Vergleich der Prozesse, Praktiken, Produkte und Kosten mit denen des Konkurrenten)

 

-       Funktionales Benchmarking (Vergleich spezifischer Prozesse und Funktionen des eigenen Unternehmens mit den besten Praktiken anderer Branchen)

 

11.  Berichterstattung und Empfehlungen

Klare Berichte zu den Ergebnissen und sinnvolle Empfehlungen für Verbesserungen, die letztlich zu mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen führen. Solche Berichte sollten allen Mitarbeitenden zugänglich gemacht werden, da sie als Motivation dienen können, das eigene, bisherige Engagement zu hinterfragen und sich noch stärker einzubringen.

 

12.  Überwachung und Follow-up

Planung einer regelmäßigen Überwachung und kontinuierlich stattfindender Follow-up-Audits.

 

Das strukturierte Vorgehen bei einem Audit ermöglicht eine umfassende Beurteilung der augenblicklich im Unternehmen umgesetzten Nachhaltigkeitspraktiken. Dadurch lassen sich Verbesserungspotenziale in den einzelnen Bereichen identifizieren und das Unternehmen noch stärker auf den Nachhaltigkeitsgedanken ausrichten.

 

5. Partnerschaften mit nachhaltigen Lieferanten:

Nachhaltigkeit hört nicht am Firmeneingang auf. Bauen Sie Partnerschaften mit Lieferanten auf, die ähnliche Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Kooperieren Sie mit Gleichgesinnten und erweitern Sie Ihr unternehmerisches Netzwerk. Die Auswahl von Lieferanten, die umweltfreundliche Praktiken umsetzen, trägt nicht nur erheblich zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bei. Sie trägt auch dem neuen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz Rechnung.

6. Messbare Kennzahlen festlegen:

Stellen Sie sicher, dass die Fortschritte messbar sind. Setzen Sie klare Kennzahlen und Indikatoren, um den Erfolg Ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen zu bewerten. Dies ermöglicht nicht nur die Überwachung, sondern auch die kontinuierliche Verbesserung. Zu den wichtigen Kennzahlen gehören beispielsweise die CO2-Emissionen, der Energie- und Wasserverbrauch oder die Menge des produzierten Abfalls. Aber auch die Höhe der sozialen Investitionen, die Qualität der Governance oder der Return on Investment (ROI) zeigen, wie sehr der Nachhaltigkeitsgedanke in einem Unternehmen verankert ist. Eine ausführliche Liste der Kennzahlen finden Sie bald hier:  

7. Kommunikation und Transparenz:

Verbraucher merken sehr schnell, ob ein Unternehmen den Nachhaltigkeitsaspekt tatsächlich aktiv „bespielt“ oder einfach nur Greenwashing betreibt. Teilen Sie Ihre Nachhaltigkeitsbemühungen deshalb mit der Öffentlichkeit, Ihren Geschäftspartnern, Ihren Kunden und anderen Stakeholdern. Transparente Kommunikation schafft Vertrauen und kann positive Auswirkungen auf das Image Ihres Unternehmens haben.

Fazit:

Die Implementierung von Nachhaltigkeit in einem Unternehmen erfordert einen holistischen Ansatz und die aktive Beteiligung aller Teile der Organisation. Von der klaren Vision über die Integration in die Gesamtstrategie des Unternehmens bis zur Einbindung der Mitarbeitenden, jede Phase dieses Prozesses ist wichtig. Ein nachhaltiges Unternehmen ist nicht nur besser für die Umwelt, sondern auch sehr viel attraktiver für Kunden, Mitarbeitende und Investoren. Sie alle  legen zunehmend Wert auf ethische Geschäftspraktiken und Nachhaltigkeit in Unternehmen.

 

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